„Folgende Spielregeln: Es gibt kein Jammern, kein Schreien und kein Stöhnen. Wer es wagt, auch nur einen Ton von sich zu geben, wird bestraft oder bekommt Punkteabzug. In welcher Höhe, beziehungsweise in welchem Ausmaß, bestimme ich spontan. Egal, was ich sage, egal was ich euch zu tun befehle, strengt euch über die Maßen an. Wer diesen Wettstreit gewinnt, wird zur Belohnung zu meiner Befriedigung dienen und mich glücklich machen dürfen. Der Verlierer hingegen wird hart bestraft. Aber dazu später mehr.“
Philipps Miene war wie gewohnt stoisch, doch in Toms Gesicht konnte Lara Unsicherheit sehen und das mochte sie. Er hatte oft Schwierigkeiten, sich in seine Rolle zu begeben, und brauchte viel Disziplin und Härte. Seinem Selbstbewusstsein gehörte ihrer Ansicht nach regelmäßig ein Dämpfer verpasst, und es war ihr eine Ehre, dafür zuständig zu sein.
„Bereit zu spielen? Dann sagt ‚Ja, Mylady‘!“
Der Klang der beiden tiefen Stimmen, die ihre Bereitschaft zu dienen bekundeten, weckte Laras Lust und sie freute sich schon darauf, nach dem Spiel einen der beiden zu benutzen.
„Ihr werdet in fünf Disziplinen gegeneinander antreten.“ Laras Stimme riss Tom aus seinen Gedanken. „Es geht um Kraft, Schnelligkeit, Geschicklichkeit, Dehnbarkeit und Unterwürfigkeit. Es versteht sich von selbst, dass das nicht ganz ohne Schmerzen ablaufen wird.“ Ihre Augen glänzten.
Tom liebte dieses Funkeln, das immer dann erschien, wenn ihre sadistische Ader hervorkam. Er war ein lustvoller und leicht erregbarer Mann und schon ein solcher Blick allein konnte ihn in Flammen setzen.
„Wer die meisten Wettbewerbe für sich entscheidet, ist Sieger. Aber Vorsicht! Wenn ihr in einer Disziplin völlig versagt, könnt ihr im Anschluss disqualifiziert werden. Ich möchte, dass ihr in jeder Runde alles gebt!“
Toms Herz hämmerte wie verrückt. Die Aussicht auf diesen Preis würde ihm unendliche Kraft verleihen. Verstohlen blickte er zu seinem Konkurrenten. Der andere mochte mehr Erfahrung haben, dafür war er kleiner und weniger muskulös. Vor allem aber war er älter.
Tom würde ihn vernichtend schlagen und Lara damit zeigen, wer der richtige Sklave für sie war. Und dann würde er sich nehmen, was ihm zustand.
Philipps Herz schlug ihm bis zum Hals. Natürlich wusste er, dass Lady Lara neben ihm weitere Sklaven ihr Eigen nannte, doch bislang hatte es nie Berührungspunkte gegeben. Immer hatte sie ihm das Gefühl vermittelt, ihr Lieblingssklave zu sein. Dieser Wettkampf verstörte ihn zutiefst. Er verehrte seine Herrin über alles und seit dem Tag ihres ersten Treffens war er ihr verfallen. Seit beinahe zwei Jahren diente er seiner Göttin an mindestens drei Tagen in der Woche. Für ihn gab es nichts Schöneres und Erstrebenswerteres, als ihr zu Diensten zu sein, demütig ihre Befehle zu befolgen und hin und wieder sogar ihre Füße verwöhnen zu dürfen.
Sex war ihm nie wichtig gewesen und er hatte nie das Verlangen verspürt, mit ihr zu schlafen. Lady Laras Dominanz und ihre Führung waren seine Befriedigung, sein oberstes Ziel. Ihr ein gehorsamer Sklave zu sein, erfüllte ihn mit Stolz und Zufriedenheit.
Und jetzt das! Er lenkte seine Aufmerksamkeit auf seinen Kontrahenten. Tom! Dieser Möchtegern-Sklave! Fiel Lady Lara gar nicht auf, dass es diesem Unruhstifter an jeglicher Demut gegenüber seiner Herrin fehlte? Dieser anzügliche Blick, den er ihr regelmäßig zuwarf, machte ihn wütend. Philipp würde diesen Wettkampf gewinnen! Alles würde er dafür tun, um seine Gebieterin vor diesem Unhold zu beschützen.
Der Gedanke, bereits nach dem ersten Wettkampf in Rückstand zu geraten, trieb ihm Tränen in die Augen. Die Vorstellung, seine Herrin an diesen Typen zu verlieren, war grausam. Die Schmerzen in den Bauchmuskeln wurden unerträglich. Lange würde er das nicht mehr aushalten.
Ohne Vorwarnung knickte schließlich sein Arm weg. Wie ein nasser Sack knallte er auf den Boden, löschte mit seinem Oberkörper unzählige Kerzen und lag der Länge nach in einem Bett aus Brennnesseln, die sofort stechende Schmerzwellen durch seinen Leib jagten.
„Jaaaa!“ Das Siegergebrüll von Tom schmerzte beinahe noch mehr als sein Körper.
Verzweifelt versuchte Philipp, den teuflischen Pflanzen zu entkommen, doch seine geschwächten Arme und die gefesselten Füße sorgten dafür, dass er große Mühe hatte, sich fortzubewegen. Immer wieder knickte er ein und steigerte seine Qualen damit noch mehr.
„Das war eindeutig“, hörte er die Stimme seiner Herrin.
Lady Lara betrachtete ihn mit einem enttäuschten Blick, und das war schlimmer als jedes körperliche Leid.
Da Lara keinerlei Anstalten machte, Philipp und ihn von ihren Fesseln zu befreien, trotteten sie wie zwei Hunde ihrem Frauchen hinterher.
Besonders die Stufen zur Terrasse waren in dieser Position kaum zu bewältigen und Lara amüsierte sich köstlich über ihre ungeschickten „Welpen“.